© Der Gastraum von Haus Bregge mit bauzeitlichem Interieur
Mottoblog 2023
#2 Talente hinter dem Denkmal
Die Zeitkapsel Haus „Bregge“ und wer sie behütet
Team Tag des offenen Denkmals • 15. August 2023
Was macht das Denkmal um die Ecke zum Star und wer bereitet die Bühne vor? Ein Denkmal glänzt selten allein – dass alle „Talent Monumente“ Unterstützung brauchen, ist zum einen selbstverständlich, aber längst nicht für jeden sichtbar. Es sind die ehrenamtlich Engagierten, die ihre freie Zeit dem Denkmalschutz widmen und mit Herz dabei sind, den stummen Zeugen der Geschichte eine Stimme zu verleihen – genau das sind die „Talente hinter dem Denkmal“. Talente, ohne die das Bewahren der Vielfalt der Denkmallandschaft Deutschland kaum denkbar wäre. Herr Uwe Müller ist Privateigentümer mehrerer Denkmale und schon seit einigen Jahren Veranstalter am Tag des offenen Denkmals. Auch 2023 öffnet er wieder die sonst verschlossene Tür des ehemaligen Wohn- und Gasthauses „Bregge“. Die gräuliche, etwas in die Jahre gekommene Fassade lässt kaum erahnen, welchen Schatz dieses Denkmal in sich verbirgt.
Das Haus „Bregge“ überrascht vor allem im Inneren. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher hinter den Türen dieses einzigartigen Denkmals?
Wer über die Schwelle von Haus „Bregge“ geht, verlässt das Heute und tritt ein in die Gastwirtschafts- und Wohnkultur des beginnenden 20. Jahrhunderts. In dem 1907 im klassizistischen Stil entstandenen Gebäude ist laut Landesdenkmalamt des Saarlandes eine einzigartige Innenausstattung erhalten geblieben. Tapeten, Fliesen und eine fast vollständige Gastroeinrichtung haben die Jahrzehnte überlebt. Außerdem enthält das Haus eine Verkaufsmetzgerei ausgestattet mit historischen Fliesen von Villeroy & Boch mit Dekor des Jugendstil/Art Deco. Gäste, die „Bregge“ besuchen erhalten einen authentischen Eindruck des alltäglichen Lebens im ländlichen Raum des Saarlandes vor rund 100 Jahren.
Im Haus „Bregge“ kann man also eine wahre Zeitreise erleben. Was ist Ihr persönliches Highlight bzw. Ihr Lieblingsdetail des Gebäudes?
Mein Lieblingsdetail ist die Farbigkeit und das Muster der Villeroy & Boch-Fliesen in der Verkaufsmetzgerei. Oder auch die Tapetenausstattung des „Blauen Salons“ im Obergeschoss. Erstaunlich ist, wie gut die Farben und Muster sich erhalten haben und so noch heute den Räumen ihren eigenen Charakter geben.
Was tun Sie dafür, um diesen besonderen Ort zu bewahren und wie stellen Sie sich die Zukunft Ihres Denkmals vor?
Seitdem ich das Gebäude 2003 übernahm, darf es einfach nur Denkmal sein. Ich öffne das Gasthaus zu speziellen Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals oder Ausstellungen. Momentan erfolgen jährlich nur gewisse Sicherungsarbeiten am Dach und der Deckenkonstruktion im Kellergeschoss. Zukünftig ist eine teilweise Nutzung zu Wohnzwecken, wie auch für Veranstaltungen geplant. Die zahlreichen historischen Details sollen dabei erhalten bleiben.
Welchen besonderen Moment haben Sie am Tag des offenen Denkmals erlebt?
Ein besonderer und spannender Moment ist jedes Mal bei einer Öffnung des Gebäudes, wenn ältere Menschen des Ortes aus der Zeit der Nutzung der Gastwirtschaft berichten. Sei es über Ereignisse oder ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses. Es wird bei einem Gebäude von 1907 jetzt schon merklich schwieriger an Informationen aus erster Hand zu gelangen, daher sind diese Berichte von Zeitzeugen besonders wertvoll. Ein weiterer besonderer Moment am Tag des offenen Denkmals war 2022: Zwei Fotografen schenkten mir jeweils ein Fotobuch über das Haus – dafür bin ich immer noch sehr dankbar.
Inwieweit haben Sie von Angeboten zum Tag des offenen Denkmals profitiert?
Durch die Veröffentlichung in der Presse sowie auch im TV, war die Werbung für die Veranstaltung für mich ein Selbstläufer. Wir hatten immer zahlreiche interessierte Besucherinnen und Besucher vor Ort. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Was wünschen Sie sich für die nächsten 30 Jahre des Tags des offenen Denkmals?
Ich wünsche mir einfach nur, dass der Aktionstag bestehen bleibt. Damit sich auch in Zukunft Menschen an diesem Tag auf den Weg machen können, um sich Denkmale in der eigenen Umgebung anzuschauen. Für mich ist es jedes Jahr ein Zwiespalt: Ich sehe mir sehr gern andere historische Gebäude an, die sonst nicht zugänglich sind, leider kann ich dann aber mein eigenes Denkmal „Bregge“ nicht öffnen.
Uwe Müller
Uwe Müller (61) Stuckateurmeister und Eigentümer mehrerer Denkmale. 2012 und 2019 wurde er mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege und 2020 mit dem Saarländischen Denkmalpflegepreis in der Kategorie Handwerk ausgezeichnet. Er ist mit seinem Haus „Bregge“ zum 3. Mal am Tag des offenen Denkmals dabei.